Die Kontrolle des Feuers war ein wichtiger Schritt in der Entstehung menschlicher Kulturen und Zivilisationen. Nachdem Jahrhunderte lang nur die einfache offene Feuerstelle als Heizung und zur Speisezubereitung gedient hatte, setzte sich im 19. Jahrhundert sowohl der geschlossene Ofen als Heizung wie auch der rauchfreie Sparherd als Kochstelle durch. Aber Feuer spielte für Städte auch in anderer Form eine entscheidende Rolle: Licht und öffentliche Beleuchtung sind die Kennzeichen einer Stadt. Der Weg führte von der Verwendung von Öllampen, Kerzen und Petroleumlampen über das Gaslicht bis zu den ersten elektrischen Beleuchtungen. Waidhofen spielte in den Anfängen der Elektrifizierung eine führende Rolle. 1886 wurde hier kurzfristig eine elektrische Beleuchtung installiert – noch vor Scheibbs.
Andererseits waren Feuer und Licht für die Städte auch eine besondere Bedrohung: Stadtbrände und Kriege, die mit Feuer und Schwert geführt wurden, richteten immer wieder immensen Schaden an. Zwei große Stadtbrände vernichteten die mittelalterliche Stadt und deren Wirtschaftsleben. Auch die Kriege haben ihre Spuren im Museum hinterlassen. So sind die Bilder von Sebald Grünschachner aus der Franzosenzeit „Feuerbilder“, die den Besucher noch heute in ihren Bann ziehen.
Beleuchtung bedeutete aber auch „Illumination“, sprich Aufklärung und Vertreibung aller Arten von Aberglauben. Nur wenig davon war in Waidhofen zur Zeit der Reformation und Gegenreformation zu erkennen. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts stand die Stadt durch den großen Stadtbrand 1571 und die Vertreibung der protestantischen Mitbürger am Rande ihrer Überlebensfähigkeit. Erst im Zeitalter des Barock wurde das Feuer wieder Zeichen des Glaubens und Symbol des Heiligen. Eine starke Heiligenverehrung und ein ausgeprägter Bauboom tragen die Konsolidierung der Stadt und prägen heute noch ihr Gesicht durch barocke Turmspitzen.
Auch die Eisenerzeugung und Eisenverarbeitung sind ohne Feuer undenkbar. Der Schmied arbeitet am Feuer. Der Köhler arbeitet mit dem Feuer. Nur schwer kann man sich der Faszination eines funkensprühenden Schmiedefeuers entziehen. Bis heute ist das Bild des Schmiedes mit archaischen Überlieferungen verbunden. Einen Schmied bei der Arbeit zu beobachten erweckt das Gefühl, Zeuge eines Geschehens zu sein, das sich seit Urzeiten kaum verändert hat. Aus dem Feuer entstehen bis heute die schmiedeeisernen Skulpturen, Brücken und Verzierungen, die das Landschaftsbild der Eisenwurzen bereichern. Der Kulturpark Eisenstraße lässt den Mythos des Feuers wieder aufleben und setzt ihn im Museum 5e anschaulich um.
©Musealverein Waidhofen an der Ybbs Text: Stadtarchiv Waidhofen/Ybbs