Der Wald war der Reichtum der Eisenwurzen. Städte waren auf die Versorgung mit Holz angewiesen: als Heiz- und Baumaterial, aber auch als Werkstoff, denn auch wenn die Mauern aus Stein waren, so wurde das Hausinnere doch meist aus Holz gefertigt. So erscheint es logisch, dass im Bereich der Holz verarbeitenden Handwerke eine frühe Spezialisierung einsetzte. Die Zimmerleute, in Waidhofen bereits um 1500 erstmals genannt, erhielten 1516 eine eigene Zunftordnung, vergleichbar mit anderen Handwerkern der Stadt, was die Bedeutung dieses Handwerks ins rechte Licht setzt. Eine weitere Berufsgruppe waren die Tischler, die 1316 bereits in einem Urbar genannt werden und für die Fertigung von Möbeln zuständig waren. Herausragende Beispiele wie gotische Schränke, reichverzierte Truhen und eine großartige Holzdecke sind im Museum im Themenbereich „Holz“ zu bewundern.
Auch der Transport wurde weitgehend in Behältern aus Holz abgewickelt, wofür die Fassbinder ihr Können erlernten.
Für die Eisenerzeugung war das Holz die limitierte Zentralressource; „Hätt ich Eisen und Kohl, da wollt‘ ich mich ernähren wohl“, lautete ein alter Schmiedespruch der Eisenwurzen. Die Versorgung mit Holz- und Holzkohle war der ausschlaggebende Faktor für Gedeih und Verderb der Schmiede. Die alte Eisenindustrie hing am Wald und fraß sich in den Wald hinein. Nur noch wenige Kohlenmeiler erinnern heute in der Eisenwurzen an dieses alte Gewerbe der Holzkohleerzeugung, das seine Produktionsstätte gleich im Wald hatte und den Kohlenbrenner zwang, 24 Stunden pro Tag den Meiler unter Kontrolle zu behalten.
Aber auch viele andere Gewerbe basierten auf Holz, entweder als Brennmaterial (Bäcker, Selche, Seifensieder, Bierbrauer, Schnapsbrenner, Glas, Ziegel…) oder als Werkstoff (Binder, Drechsler, Tischler, Spielzeugmacher…). Holz war die Zentralressource, die alle Aktivitäten limitierte: als Brennstoff, Werkstoff, Verpackung (Sensen, Most), Baustoff und Symbol (Maibaum, Weihnachtsbaum, Nikolobaum, Freiheitsbaum, Stock im
Eisen). Der Bedarf an Holz wurde aus den Reserven der großen Wälder an der Grenze zur Steiermark gedeckt und auf den Flüssen durch lange Floßzüge zu den Sägewerken geschifft.
Die spielerische Seite dieses Werkstoffes kann man im Museum anhand der großen, museumseigenen und von Ferdinand Andri in Waidhofen geschaffenen Spielzeugsammlung betrachten. Nach mehr als siebzig Jahren hat sie nichts von ihrem Charme verloren und weckt die kindliche Lust, die Spielzeuge und Tierfiguren anzugreifen und seinem Spieltrieb freien Lauf zu lassen.
©Musealverein Waidhofen an der Ybbs Text: Stadtarchiv Waidhofen/Ybbs