Eisen ist das Namen gebende Produkt der Region um den Erzberg. Über Jahrhunderte war die Eisenwurzen Europas wichtigste Eisen produzierende und verarbeitende Region und Waidhofen einer der Hauptorte, mit einem Netzwerk quer durch Europa: Messer, Sensen und Kleineisenwaren verschiedenster Art wurden hier verfertigt und von hier vertrieben. Schon der Minnesänger Neidhart von Reuenthal lobte die Qualität der Waidhofner Messer und Schwerter. Die Gottleichnamszeche der Messerer war daher einer der reichsten und mächtigsten Zünfte in Waidhofen und konnte es sich sogar leisten, der Pfarrkirche um 1512 eine wertvolle Monstranz des Freisinger Goldschmieds Sixtus Schmutermeir zu schenken. Dieses prachtvolle Kleinod wird heute noch bei den Waidhofner Fronleichnamsprozessionen mitgetragen und hat nichts von ihrer Faszination verloren. Bis in die fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts wurden in Waidhofen Sensen produziert, die bis in ferne Länder exportiert wurden.
18 weitere Schmiedezünfte, von denen vor allem die Schlosser ihre aufwändig gefertigten Tür- und Truhenschlösser als kunsthandwerklichs Erbe im Museum hinterlassen haben, prägten Waidhofen als eisenverarbeitende Stadt.
Auch im Zinngießerhandwerk war Waidhofen weit im Umkreis berühmt. Zinn diente vor allem zur Herstellung von Schüsseln, Krügen, Kannen, Tellern, Flaschen, Leuchten und vielen anderen Gerätschaften des täglichen Lebens, aber auch zur Darstellung und Erhöhung festlicher Augenblicke und Begegnungen, also sicherlich für äußerst repräsentative und dekorative Tischgeräte, z. B. für die Schenkkannen der Mitglieder des Rates.
Metall ist auch das Symbol der Herrschaft. Die Rechtssprechung mit Eisen und Schwert, das Richterschwert, der Schwertarm als Marktzeichen und die metallenen Waffen waren die Symbole der Stadt, ihrer Wehrhaftigkeit und ihrer Selbstverwaltung. Die Notwendigkeit von Bewaffnung und wehrhaften Bürgern erklärt sich aus dem Wohlstand der Stadt von selbst. Schon früh schlossen sich die Bürger zum Schutz vor Osmanen, Ungarn, Franzosen und auch einheimischen Bauern zum gemeinsamen Waffentraining in Schützengesellschaften zusammen und machten aus der Not eine Tradition, die auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt förderte. Eine reichhaltige Waffensammlung im Museum ist die interessante Hinterlassenschaft der kriegerischen Geschichte Waidhofens.
Die weitgehende Selbstbestimmung der Stadtbürger ist ein Resultat des selbstbewussten Wohlstandes und machte es dem Bischof von Freising nicht immer leicht, seine Machtinteressen durchzusetzen.
Eine große Zäsur kam für die Stadt, als mit dem Ende der freisingischen Grundherrschaft durch den Reichsdeputationshauptschluss 1803 auch der Niedergang der Metallverarbeitung in der Region einherging und sowohl Waidhofen als auch die Region Eisenwurzen sich neu orientieren mussten. Wer die lebendige Stadt heute besucht, erkennt, wie erfolgreich Waidhofen diese Wende vollzogen hat.
©Musealverein Waidhofen an der Ybbs Text: Stadtarchiv Waidhofen/Ybbs