Stadtgeschichte

Bereits im 10. Jahrhundert hatte das Bistum Freising Besitzungen im unteren Ybbstal. Die Stadtfarben Weiß & Blau und der Mohrenkopf im Wappen erinnern an die Herrschaft Freising bis 1803.

14 a HWY 951 Öl W N Thurmann 1648 - 1720

In einer Bestätigungsurkunde von Papst Urban III aus dem Jahr 1186 wird der Name „waidhouen“ erstmals genannt. Bereits um 1300 besaß Waidhofen städtische Strukturen und ein Stadtsiegel.Stadtsiegel

Der Sitz des Pflegers war ursprünglich in der im 12. Jahrhundert errichteten Burg Konradsheim, die 1360 wegen einer Auseinandersetzung zwischen Herzog Rudolf IV. und dem Bischof von Freising zerstört wurde.14 b Plagenbild

Der Herrschaftssitz wurde später ins Waidhofner Schloss verlegt, das strategisch günstig am Zusammenfluss von Schwarzbach und Ybbs errichtet worden war.14 c HWY 36 Schloss früher

Die Stadt Waidhofen entwickelte sich vom Schloss ausgehend auf der Terrasse zwischen den beiden Wasserläufen und erhielt so den bis heute typischen dreiecksförmigen Grundriss.

Merianstich

Um 1400 ließ Bischof Berthold von Wehingen den Bergfried errichten und die Stadtbefestigung verbessern.

Wichtig für die Entwicklung der Stadt war die Eisenverarbeitung. Das für Proviant bezogene Rohmaterial kam vom steirischen Erzberg. Die Schmiede erzeugten in kleinen Betrieben in der Stadt begehrtes Werkzeug und Waffen. Messer, Sensen und Schwerter wurden in von Wasserkraft betriebenen Schleifanlagen erst zu Qualitätsprodukten.

HWY 4622-2 Kolorierter Druck Holsteiner Schleifmühlen

Die Zünfte waren mächtig und regelten das Leben der Stadtbevölkerung. In Waidhofen gab es regelrechte Zinngießerdynastien, die nicht nur Gebrauchswaren, sondern auch Zunftzinn herstellten.

Die Stadt blühte auf und gedieh im Mittelalter, sehr viel an Bausubstanz aus dieser Zeit ist erhalten geblieben.

Die selbstbewussten Bürger verwalteten sich zur Zeit der Renaissance & Reformation selbst durch Stadtrat & Stadtschreiber.

Stadtrat

Stadtbrände und Türkeneinfälle 1587 lösten Wirtschaftskrisen aus,

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die durch die Absetzung des Stadtrates nur verschärft wurden.

14 Feuer HWY 123

Die Gegenreformation, vor allem durch den Pfarrherrn Pocksteiner forciert, kam nur langsam in Schwung.

Von der französischen Besatzung 1803 – 1809  geben die Bilder Grünschachners und Engleders beredtes Zeugnis.

Das Ende der Herrschaft Freisings im Jahr 1803 führte auch dazu, dass das Schloss danach leer stand und zusehends verfiel.

HWY 14

Während der Biedermeierzeit erstrahlte die inzwischen teilweise gepflasterte Innenstadt in ungewohnter Farbigkeit: Der Turm der Stadtpfarrkirche war hellblau gestrichen, der Stadtturm bemalt.

1869 wurde Waidhofen Statutarstadt. Das Stadtbild veränderte sich entscheidend, als die unnötig gewordene Stadtbefestigung ab- oder umgebaut wurde. Einige Teile der  Stadtmauern und Wehrtürme wurden allerdings teilweise als Wohnhäuser adaptiert. Die Stadttore wurden aus verkehrstechnischen Gründen abgetragen, nur das Ybbstor blieb erhalten, da es sehr lange Zeit dem Verkehr nicht im Wege war. Als es dann doch um 1900 abgerissen werden sollte, hatte sich der Zeitgeist geändert, die Bevölkerung wehrte sich gegen die Zerstörung geschichtsträchtiger Architektur und der Turm wurde renoviert. Heute kann man ihn im Zuge eine Türmerführung besuchen.

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Die Familie Rothschild kaufte 1875 das Schloss und ließ es im damals modernen historistischen Stil der Neugotik renovieren.

Eine sehr umfassende Modernisierung der Stadt setzte zeitgleich mit dem Beginn des Tourismus in Waidhofen unter Bürgermeister Plenker ein. Es entstanden ganze neue Wohngebiete etwa entlang der heutigen Plenkerstraße.

Wenige Jahre vorher war mit der Zeller Hochbrücke ein weiteres markantes Bauwerk in Waidhofen entstanden.

105 Zeller Brücke

Die Lehrwerkstätte am Ort der heutigen Kraftwerksanlage Stadtwehr entstand als Kern der HTL. Leider konnte damit der Niedergang der Eisenindustrie nicht aufgehalten werden und es wurden viele Sensenhämmer abgebrochen.

Der 1. Weltkrieg erstickte die Euphorie der Gründerzeit in Hunger und Elend.

HWY 10465 Tabakausg 1917

In der problematischen Zwischenkriegszeit wurden kaum bauliche Vorhaben durchgesetzt.

Anders war es zu Beginn der NS-Ära, einige Projekte wie sozialer Wohnbau in Raifberg, die Molkerei oder das Kino wurden umgesetzt. Doch der anfänglichen Begeisterung folgten bald Chaos und Zerstörung.

Während der russischen Besatzung 1945 bis 1955 versuchte sich die Bevölkerung so gut wie möglich mit den gefürchteten Besatzern zu arrangieren. Durch Übernahme der Industrie und empfindliche Reparationszahlungen war die Entwicklung stark gehemmt. GrestenGroß war die Erleichterung nach dem Abzug der Truppen, daran erinnert heute noch der Freiheitsbrunnen. Dieser wurde im Oktober 1955, anlässlich des Staatsvertrages, feierlich am Freisingerberg enthüllt und wird heute meist als Forellenbrunnen oder Stadtbrunnen bezeichnet.

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Erst langsam kamen das kulturelle Leben und der Tourismus wieder in Schwung, die Gemeindezusammenlegung 1972 brachte neue Impulse.

Heute versucht man, neue Bauteile harmonisch in die alte Bausubstanz einzufügen.

Schloss Rothschild (2)

 

 

©Musealverein Waidhofen an der Ybbs 
Text: Stadtarchiv Waidhofen/Ybbs
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