Aus dem Wasser kommt der Ursprung allen Lebens. Wasser schenkt und erhält Leben, macht die Erde fruchtbar und ist für uns zu einem unverzichtbaren Begleiter geworden. Ohne Wasser kann nichts wachsen, nichts gedeihen, die Erde wäre eine trockene Wüste. Wasser ist für uns so alltäglich geworden, dass wir uns über dessen Gebrauch keinerlei Gedanken machen. Wir verwenden es in allen Lebensbereichen und es ist bei uns in Waidhofen noch im Übermaß vorhanden. Für die Entwicklung Waidhofens war es ein entscheidender Faktor. Die Flüsse der Eisenwurzen waren seit jeher eine Lebensgrundlage ihrer Anrainer. Als Transportweg, Antrieb und Energielieferant sicherten sie das Einkommen der Bewohner der Region.
Jede Möglichkeit wurde genutzt, um dem Fluss die Energie für die Eisenverarbeitung abzuringen. Vor allem die Schleifereien, die für die Waidhofner Messerproduktion von entscheidender Bedeutung waren, wurden durch die Wasserräder an der Ybbs angetrieben.
An jedem Fluss siedeln sich Menschen an und die Städte und Dörfer an den Ufern benötigen Verbindungswege. Daher waren Brücken im Mittelalter so wichtig für den Warenaustausch. Die Kosten für ihre Instandhaltung waren beträchtlich und die dafür eingehobene Maut ein ständiges Moment der Verärgerung für diejenigen, die die Brücke passieren mussten. 5 Brücken und 4 Stege verbinden heute die beiden Flussufer Waidhofens, die nun zur selben Stadt gehören, über viele Jahrhunderte aber konkurrierende Nachbarn waren.
Als weiterer Erwerbszweig nutzten die Flößer die Ybbs als Transportweg. Das Holz, das aus den Wäldern der Eisenwurzen geschlagen wurde, wurde zu langen Floßzügen zusammengebunden und zu den Sägewerken verfrachtet oder in den Kohlenmeilern zu Holzkohle verarbeitet.
Doch Wasser wird auch noch in vielen anderen Lebensbereichen benötigt. Seit Beginn der Siedlungstätigkeit und der wirtschaftlichen Nutzung der Gegend um Waidhofen haben die Bewohner für den täglichen Bedarf Wasser aus vorhandenen kleinen Quellen, aber auch aus Bächen und der Ybbs entnommen. Da die geologischen Gegebenheiten eine Wasserentnahme über Schachtbrunnen aus brauchbarer Tiefe nicht ermöglichten, begann man bereits im Mittelalter Trink- und Nutzwasser von den umliegenden Bergen durch Holzrohre in die Stadt zu leiten und schuf im Laufe der Zeit ein untereinander verbundenes System ständig fließender Brunnen. Diese Art der Wasserzuleitung geht weit in die Vergangenheit zurück, denn im Jahre 1554 wurde der Stadtkämmerer beauftragt, einen Vorrat an Brunnenröhren für Notzeiten anzulegen. Den ersten bildlichen Nachweis über sechs Brunnen in der Stadt und vor der Stadtmauer findet sich auf einem Stich von Matthäus Merian aus dem Jahre 1649.
Die Erkenntnis, dass Hygiene und seuchenartige Erkrankungen in engem Zusammenhang stehen, ließ Ende des 19. Jahrhunderts unter Bürgermeister Plenker die erste geschlossene Wasserversorgung im modernen Sinn entstehen. Heute werden die Bürger Waidhofens mit hochqualitativem Quellwasser versorgt, das über Hochbehälter im Freigefälle zu den Verbrauchern geleitet wird und Waidhofen erlaubt, sogar noch andere Gemeinden mit seinem Trinkwasser zu versorgen.
Das Baden und die Bader sind untrennbar mit unserer Stadt verbunden. Es gab zwei Badehäuser, eines in Fuchslueg an der Ybbs und das Rösslbad in der Mühlstraße am Schwarzbach. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts ist ein Badehaus hinter der Spitalkirche vermerkt.
Von 1932 bis 1939 gab es ein weiteres Freibad, das „Strandbad“ an der Ybbs oberhalb des Ybbssteges auf der Zeller Seite. Das Baden in der Ybbs wird heute noch genauso wie vor hunderten Jahren von den Waidhofnern und Gästen sehr geschätzt.
©Musealverein Waidhofen an der Ybbs Text: Stadtarchiv Waidhofen/Ybbs